In der Schweiz entscheiden sich immer mehr Neurentnerinnen und Neurentner bei der Pensionierung für einen Kapitalbezug statt für eine lebenslange Rente. Ob Rente oder Kapital: Die Wahl, welche Variante beim Bezug der Vorsorgegelder besser passt, bleibt individuell.
Laut den neuesten Zahlen der Neurentnerstatistik des Bundesamtes für Statistik* haben sich 2023 rund 67 000 Neurentnerinnen und Neurentner für die Kapitalauszahlung aus ihrer Pensionskasse und Freizügigkeitseinrichtungen (zumindest teilweise) entschieden, hingegen nur 41 900 für eine Rente. Das bedeutet: 2023 bezogen erstmals mehr Neupensionierte Kapital statt Rente (41% Kapitalbezug,
40% Rente, 19% Mischform).
Der Trend weg von der Rente und hin zum Kapital zeichnet sich schon länger ab: In den vergangenen sechs Jahren stieg die Zahl der Personen, die eine Kapitalauszahlung gewählt haben, kontinuierlich an. Die Gründe dafür können vielfältig sein – sicherlich spielen die höhere Flexibilität, die attraktive Steuerplanung und die niedrigen Zinsen bei den Renten eine wichtige Rolle. Die Entscheidung «Kapital oder Rente» sollte aber gut überlegt sein. Denn wer sich für eine Kapitalauszahlung entscheidet, muss sich selbst darum kümmern, dass das ausbezahlte Kapital bis ans Lebensende reicht. Eine lebenslange Rente hingegen bietet viel Sicherheit.
Median Kapitalbezug bei über 100 000 Franken
Der Medianbetrag beim Kapitalbezug für die Pensionierung betrug pro Kopf rund 122 917 Franken aus der beruflichen Vorsorge (Pensionskasse) und 46 308 Franken aus der freien gebundenen Vorsorge (Säule 3a). Der Median der neuen Altersrenten betrug pro Person 1855 Franken aus der ersten Säule (AHV) und 1678 Franken aus der zweiten Säule (berufliche Vorsorge) bei den neuen Pensionärinnen und Pensionären, die sich für eine Rente entschieden hatten. Ob das reicht, um bis ans Lebensende finanziell selbstbestimmt leben zu können? In unserem Pensionsrechner – Swiss Life Wealth Managers können Sie sich in wenigen Klicks einen Überblick über Ihre finanzielle Situation nach der Pensionierung verschaffen – und erkennen, ob Sie eine Vorsorgelücke aufweisen, also zu wenig Geld angespart haben, um auch nach der Pensionierung Ihren gewohnten Lebensstandard aufrechtzuerhalten.
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Wer länger arbeitet, profitiert von deutlich höheren Leistungen
Ebenfalls interessant: 2023 waren die Kapitalleistungen aus der zweiten Säule, die nach Erreichen des gesetzlichen Rentenalters ausgerichtet wurden, deutlich höher als die Kapitalleistungen im gesetzlichen Rentenalter (Median Frauen nach Erreichen des Rentenalters: 91 472 Franken, versus beim Rentenalter: 64 985 Franken, Median Männer nach Erreichen des Rentenalters: 190 188 Franken, versus beim Rentenalter: 150 456 Franken). Länger arbeitstätig zu bleiben, zahlt sich also aus. Wer sich frühzeitig pensionieren liess, konnte jedoch höhere Leistungen beziehen als regulär Pensionierte (Median Frauen: 66 253 Franken; Männer: 169 472 Franken), was wiederum zeigt, dass eine vorzeitige Pensionierung für Personen mit hohem Einkommen und einer geschickten Vorsorge durchaus attraktiv sein kann, aber gut überlegt sein muss.
Wer kurz vor der Pensionierung steht und überlegt, ob und in welchem Umfang ein Kapitalbezug sinnvoll sein könnte, sollte gut informiert sein. Denn die richtige Entscheidung hängt stark von den persönlichen Bedürfnissen ab.
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Das Schweizer Vorsorgesystem im Umbruch
BVG-Reform, 13. Altersrente, Änderungen bei der privaten Vorsorge – das Schweizer Vorsorgesystem befindet sich im Umbruch, nicht nur im nächsten, sondern auch in den folgenden Jahren. Das kann Auswirkungen auf die persönliche Pensionsplanung haben und macht diese komplexer. Mehr denn je ist es entscheidend, den Rückzug aus dem Berufsleben sorgfältig zu planen. Dabei empfiehlt es sich, die individuelle Situation ganzheitlich von einer Expertin oder einem Experten beleuchten zu lassen, um zuversichtlich in eine finanziell selbstbestimmte Zukunft blicken zu können.
*Quelle: Neurentnerstatistik 2024 des Bundesamtes für Statistik (BFS)

Tobias Kipfer
Financial Consultant & Relationship Manager
Tobias Kipfer ist Financial Consultant & Relationship Manager mit Fokus auf langfristigen Finanzplanungen und individuellen Vermögensverwaltungen bei Swiss Life Wealth Managers in Winterthur. Nach seinem Bachelorabschluss in Betriebswirtschaftslehre an der HSG St. Gallen absolvierte er ein Praktikum im Financial Consulting und Wealth Management und bildete sich zum Finanzexperten weiter.