Swiss Life-Chefökonom Marc Brütsch erklärt, wie man auch in unsicheren Zeiten zuverlässige Prognosen zur Weltwirtschaftsentwicklung trifft und warum das Denken in Alternativen zentral ist, um persönliche Ziele selbstbestimmt umzusetzen.

Marc Brütsch, Sie sind Chefökonom bei Swiss Life. Wie tragen die Analysen und Prognosen, die
Sie mit Ihrem Team erstellen, zu den Swiss Life-weiten Anlageentscheidungen bei?

In unseren Anlageprozessen stehen die makroökonomischen Analysen am Anfang unserer Überlegungen. Wir diskutieren laufend unterschiedliche Szenarien für wichtige Eckdaten zu Konjunktur und Inflation. Vereinfacht gesagt wird daraus dann beispielsweise abgeleitet, ob die Zinsen steigen oder ob Aktien attraktiv
bewertet sind.

Gerade die letzten Monate und Jahre haben gezeigt, wie schnell sich die Welt durch unvorhersehbare Ereignisse wie eine Pandemie oder auch durch einen Krieg verändern kann. Wie ist es da
überhaupt möglich, zuverlässige Prognosen zur Entwicklung der Weltwirtschaft zu
treffen?

Die Frage ist berechtigt. Es steht uns Ökonomen gut an, die Grenzen unserer Möglichkeiten zu kennen und die Empfänger unserer Analysen auch ent­sprechend darüber zu informieren. Die jüngste Entwicklung zeigt, dass kurzfris­tige Ausbrüche bei den Inflationsraten schwierig vorherzusagen sind. Der Weg­fall der Lieferengpässe der vergangenen Jahre bedeutet aber, dass frühere Gesetz­mässigkeiten wieder zu greifen beginnen. So dämpft die strffere Geldpolitik die Nachfrage und mindert damit den Inflationsdruck.

Wie gehen Sie konkret vor, um Konjunkturzyklen zu bewerten, einzuordnen und ihre wirtschaftlichen
Konsequenzen einzuschätzen?

Wir beobachten die Wirtschaftsdaten ständig und unterwerfen unsere Erwartungen anhand dieser Zahlen einem laufenden Realitätscheck. Weichen die tatsächlichen Werte von unseren Er­wartungen ab, werden unsere Szenarioannahmen überprüft. In aller Regel können wir so das langfristige Marktgeschehen oder das Verhalten der Notenbanken gut vorhersehen. Wenn wir unsere Arbeit gut machen, dann nehmen wir auch eine kri­senhafte Entwicklung bereits frühzeitig in unsere Szenarien auf. Es gibt aber auch Ereignisse, die uns überraschend treffen. Für diesen Fall verfügen wir über einge­spielte Prozesse, mit denen wir die neue Ausgangslage raschestmöglich einzuord­nen versuchen. Wir haben den Anspruch, innert 24 Stunden nach Ausbruch einer Krise eine erste Einschätzung zu haben.

Hat das Denken in Alternativen bzw. Szenarien schon immer die Anlageentscheide von Swiss Life geprägt?

Wir arbeiten seit vielen Jahren konsequent mit alternativen Szenarien für die Zukunft, die sich basierend auf den aktuellen Rahmenbedingungen einstellen können. Die Erfahrung zeigt, dass wir die richtigen Antworten nur dann finden, wenn wir zuvor die richtigen Fragen gestellt haben. Im Austausch mit Anlagespezialisten und Risk Mana­gers sind wir laufend auf der Suche nach Erklärungen zur Konjunkturdynamik.

Kann man sich auch als privater Anleger bzw. private Anlegerin auf unerwartete Krisen vorbereiten?

Ja, man kann das und man sollte das auch auf jeden Fall tun. Wer unvorbereitet in eine Phase von turbulenten Märkten schlittert, handelt oft kurzsich­tig und fällt emotionale Entscheide, die man später bereut. Vorbereiten kann man sich beispielsweise durch eine Beratung, bei der ein realistischer Rahmen zu den individuellen Anlagesparzielen gesteckt wird. Auch das lebenslange Interesse am Zeitgeschehen und an den Finanzmärk­ten hilft, in einer Krisenphase gut vorbe­reitet und handlungsfähig zu bleiben. Persönlich fände ich es gut, die Finanzbildung würde bereits in der Schule beginnen.

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Marc Brütsch, einer der bekanntesten Ökonomen der Schweiz, erklärt, wie sich auch Privatanlegende auf Krisen vorbereiten können.

Marc Brütsch

Chefökonom bei Swiss Life

Marc Brütsch, Chefökonom von Swiss Life, gilt als einer der bekanntesten Ökonomen der Schweiz. Gemeinsam mit seinem Team wurde er mehrfach mit dem «Forecast Accuracy Award» für die beste BIP- und Inflationsprognose für die Schweiz und die Eurozone ausgezeichnet. Marc Brütsch arbeitet seit 1993 bei Swiss Life und ist seit 2000 in der Funktion als Chefökonom tätig. Er studierte Volkswirtschaftslehre und Publizistikwissenschaften an der Universität Zürich, lebte und arbeitete 1996 und 1997 in England und übernahm anschliessend die Verantwortung für die Konjunkturanalyse, die bis heute Grundlage der gruppenweiten Anlageentscheide bei Swiss Life ist.

Dies ist ein gekürztes Interview aus der Publikation «Wealth Navigator» von Swiss Life Wealth Managers, das u. a. in der NZZ erschien ist.

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