Am 2. April kündigte US-Präsident Trump neue Zölle auf Güterimporte in unerwartet hohem Umfang an. Zusammen mit den chinesischen Gegenzöllen in Höhe von 34% auf Güterimporte aus den USA hat dies zu einer starken Korrektur an den Finanzmärkten geführt. Solange die Verhandlungstaktik der Gegenparteien unklar ist und die Ökonomen noch bemüht sind, das Ausmass des wirtschaftlichen Schadens zu beziffern, werden die Finanzmärkte volatil bleiben. Vieles hängt davon ab, ob sich die US-Regierung für ein konfrontatives oder ein konstruktives weiteres Vorgehen entscheidet.
Das Wichtigste im Überblick
Am 2. April verkündete US-Präsident Trump zusätzliche Zölle von 10% auf alle importierten Güter ab dem 5. April sowie teilweise weit höhere «reziproke» Zölle für Einfuhren aus über 50 Ländern, die ab dem 9. April in Kraft treten. Wareneinfuhren aus der Schweiz werden mit einem zusätzlichen Zoll von 31% belegt. Güter der Pharma- oder Halbleiterindustrie bleiben vorerst von zusätzlichen Zöllen befreit. Nicht nur die Höhe, sondern auch die Art der Berechnung dieser «reziproken» Zölle hat die Handelspartner schockiert und das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit der US-Regierung beschädigt. Worüber soll man verhandeln, wenn die US-Regierung Zölle anprangert, die gar nicht existieren?
Die globalen Aktienmärkte sowie die Rohstoffmärkte haben als Folge darauf stark korrigiert. Die Kreditspannen auf Firmenanleihen haben sich stark ausgeweitet, insbesondere für Hochzinsanleihen. Die Zinsen auf langfristigen Staatsanleihen sind volatil. Der Schweizer Franken hat aufgewertet.
In unserem CIO-Update vom 3. April hatten wir direkt nach der Kommunikation der neuen US-Zölle Hintergründe und Szenarien beleuchtet. In diesem Flash-Kommentar geben wir einen Überblick über die erste Marktreaktion und einen aktualisierten Ausblick.
Details zu unserer Experteneinschätzung lesen Sie im Folgenden.
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Die Finanzmärkte haben mit starken Korrekturen reagiert
Die Aktienmärkte haben am stärksten auf die Zollankündigungen reagiert (siehe Abbildung 1).


Abbildung 1: Wertenwicklung des amerikanischen, europäischen und schweizerischen Aktienmarktes anhand des S&P 500 Index, des EuroStoxx 50 Index sowie des SPI in Lokalwährung seit Jahresanfang. Die gestrichelte Linie markiert den 2. April. Quelle: Bloomberg, Swiss Life Wealth Managers
Während der EuroStoxx 50 per 2. April seit Jahresanfang noch 11,5% im Plus lag und der SPI immerhin 8,5% verzeichnete, haben alle globalen Aktienmärkte seitdem stark an Wert verloren. Per 8. April lag die Rendite des EuroStoxx 50 seit Jahresanfang nur noch bei -2,4%, die des SPI bei -1,7%. Der amerikanische Aktienmarkt hat bisher am stärksten unter den Massnahmen der US-Regierung gelitten, mit einer Performance von -20,2% seit Jahresbeginn per 8. April. Die Rendite des S&P 500 vom 3. bis zum 7. April von -10,7% war eine der schlechtesten Dreitagesrenditen in der Geschichte dieses Indexes. Seit 1930 gab es nur 26 Dreitagesperioden mit einer schlechteren Rendite, von denen die meisten während der Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre auftraten (siehe Abbildung 2).


Abbildung 2: Die Rendite des S&P 500 über die drei Tage vom 3. bis zum 7. April war historisch eine der schlechtesten Dreitagesrenditen. Die gestrichelte Linie zeigt das Niveau der Dreitagesrendite per 7. April an. Quelle: Bloomberg, Swiss Life Wealth Managers
Bereits vor der Zollankündigungen waren die globalen Zinsen auf langfristigen Staatsanleihen aus Sorge um eine wirtschaftliche Eintrübung gesunken. In den ersten beiden Tagen nach der Verhängung der Zölle am 2. April setzte sich dieser Trend noch fort. Seit dem 7. April entwickeln sich die europäischen und amerikanischen Zinsen jedoch unterschiedlich (siehe Abbildung 3).


Abbildung 3: Entwicklung der langfristigen Zinsen auf amerikanischen, deutschen und schweizerischen Staatsanleihen. Die gestrichelte Linie markiert den 2. April. Quelle: Bloomberg, Swiss Life Wealth Managers
In den USA sind die Zinsen seit dem 7. April wieder deutlich gestiegen. Obwohl der Markt die Anzahl der erwarteten Zinssenkungen des Fed bis Jahresende zwischen dem 2. und dem 8. April von drei auf vier erhöht hat – was normalerweise zu sinkenden Zinsen analog zu den EUR- und CHF-Zinsen führen würde –, sind die langfristigen Zinsen dennoch gestiegen. Dies ist auf die gestiegene Inflationsunsicherheit in den USA aufgrund der Zölle zurückzuführen.
Die Kreditprämien von Hochzinsanleihen haben sich stark ausgeweitet (siehe Abbildung 4).


Abbildung 4: Die Kreditprämien von Hochzinsanleihen haben sich seit dem 2. April stark ausgeweitet. Die gestrichelte Linie markiert den 2. April. Quelle: Fed, Swiss Life Wealth Managers
Zu Jahresbeginn lagen die Kreditprämien von USD-Hochzinsanleihen nahe ihren historischen Tiefständen, während die Prämien von EUR-Hochzinsanleihen noch gefallen waren. Die Kreditmärkte waren also sehr schlecht auf den Handelsschock vorbereitet. Bereits im März stiegen die Prämien leicht an, und seit dem 2. April sind sie markant in die Höhe geschnellt. Steigende Kreditprämien von Firmenanleihen bedeuten fallende Kurse.
Der Schweizer Franken hat seit dem 2. April seinem Ruf als sicherer Hafen alle Ehre gemacht und gegenüber allen Hauptwährungen aufgewertet (siehe Abbildung 5).


Abbildung 5: Seit dem 2. April haben sowohl der USD als auch der Euro gegenüber dem Schweizer Franken an Wert verloren. Die gestrichelte Linie markiert den 2. April. Quelle: Bloomberg, Swiss Life Wealth Managers
Der VIX Index, der die implizite Volatilität misst, mit der Optionen auf dem amerikanischen Aktienmarkt gepreist werden, und der als Mass für die Verunsicherung der Aktienanleger herangezogen werden kann, ist auf Werte emporgeschnellt, die nur in der Finanzkrise von 2008 und der Covid-Pandemie übertroffen wurden (siehe Abbildung 6).


Abbildung 6: Der VIX Index hat Werte erreicht, die zuvor nur während der Finanzkrise von 2008 und der Covid-Pandemie übertroffen wurden. Quelle: Bloomberg, Swiss Life Wealth Managers
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Wie geht es politisch und wirtschaftlich weiter?
US-Präsident Trump hat am 2. April seinen Pflock in den Boden gerammt, Zölle auf bisher ausgenommene Pharmaprodukte angedroht und wartet nun auf Angebote der Handelspartner.
China reagierte am 4. April als Erstes, verhängte Gegenzölle in Höhe von 34% und erliess Einschränkungen für die Exporte für wichtiger Rohstoffe (seltene Erden) in die USA. Diese Massnahmen schürten die Befürchtung einer Eskalationsspirale und belasteten die Märkte weiter. Mit China und den USA stehen sich zwei geopolitische Rivalen im Handelsstreit gegenüber, die wenig Kompromissbereitschaft erkennen lassen. China könnte die Gelegenheit nutzen, um seinen Einfluss in der Welt auszubauen, insbesondere in den schwer von US-Zöllen betroffenen Ländern.
Die EU hat auf ihr bereits vor dem 2. April unterbreitetes Angebot einer beidseitigen Abschaffung aller Zölle auf Industriegüter verwiesen und wartet weiterhin auf eine Antwort aus Washington. In der Zwischenzeit treibt sie den Ausbau der Handelsbeziehungen zu asiatischen und südamerikanischen Ländern voran und hebt hervor, dass 83% des globalen Handels ausserhalb der USA stattfinde. Die EU hat ein Interesse an einem möglichst freien Handel, wird sich aber mit der Tatsache auseinandersetzen müssen, dass China seine Exporte nun noch stärker in Richtung Europa lenken könnte.
Zölle verringern die Kaufkraft der Endkonsumenten, in diesem Fall vor allem der US-Konsumenten, während die Verunsicherung über die zukünftigen Rahmenbedingungen Unternehmen dazu veranlasst, mit Investitionen abwarten. Infolgedessen wird der Handelsstreit das Wirtschaftswachstum global senken und gleichzeitig vor allem in den USA für einen Preisschub sorgen. Staaten werden versuchen, die Binnenkonjunktur durch expansive Geld- und Fiskalpolitik zu stützen. Staaten mit tiefer Inflation, geringer Verschuldung und niedrigem Haushaltsdefizit werden dazu eher in der Lage sein. Vieles wird davon abhängen, wie sich die US-Regierung in den kommenden Wochen verhalten wird. Falls sie nicht in konstruktive Verhandlungen einwilligt, sondern auf den kommunizierten Strafzöllen besteht («konfrontatives Szenario»), wird eine Rezession in den USA wahrscheinlicher und das Vertrauen in die USA wird weiter geschädigt. Dies wäre weder für die USA noch für die Weltwirtschaft ein positives Szenario. Alternativ könnte sie in konstruktiven Verhandlungen die Ursachen ihres Handelsbilanzdefizits angehen («konstruktives Szenario»).
Die Verluste an den US-Aktienmärkten, die steigende US-Inflation, die höheren langfristigen USD-Zinsen sowie das schwindende Konsumentenvertrauen könnten den grössten Druck auf die US-Regierung ausüben, nach einer Verhandlungslösung zu suchen. Wenn Präsident Trump diese Entwicklungen nicht umkehren kann, wird er bei den Mid-Term-Wahlen im Herbst 2026 die Mehrheit im Repräsentantenhaus verlieren.
Was erwarten wir für die Finanzmärkte?
Die Abschwächung der Konjunktur und der weitere Rückgang der Inflation werden die europäischen Zentralbanken dazu veranlassen, die Leitzinsen weiter zu senken. Für die SNB kommt die Bekämpfung einer weiteren Aufwertung des Schweizer Frankens als zusätzlicher Grund hinzu. Wir erwarten, dass das Fed aufgrund des zollbedingten Preisschubs zunächst abwarten wird, aber schliesslich den Zinssenkungszyklus ebenfalls fortsetzt. Für die Entwicklung der langfristigen Zinsen wird entscheidend sein, für welches der beiden Verhandlungsszenarien sich die US-Regierung entscheidet. Im konfrontativen Szenario mit erhöhter Rezessionswahrscheinlichkeit könnten die langfristigen Zinsen von Staatsanleihen ebenfalls sinken. Im konstruktiven Szenario, in dem eine Rezession vermieden wird, könnten die Zinsen aufgrund hoher Staatsdefizite trotz Leitzinssenkungen steigen, vor allem in den USA.
Die wirtschaftliche Volatilität wird die Kreditspannen von Firmenanleihen weiterhin auf höherem Niveau halten. Gerade hochverschuldete Firmen werden unter den anhaltend hohen Finanzierungskosten leiden. Wir bevorzugen daher weiterhin Emittenten hoher Qualität.
Die Aktienmärkte haben bereits stark korrigiert. Die kurzfristigen Verluste (Abbildung 2) sowie der VIX Index (Abbildung 6) befinden sich auf Niveaus, die man normalerweise während Rezessionen beobachtet. An den Aktienmärkten sind viele negative Befürchtungen eingepreist. Bewahrheitet sich das konfrontative Szenario, besteht zwar Potenzial für weitere Verluste, sollte die US-Regierung hingegen auf das konstruktive Szenario einschwenken, kann es auch zu einer signifikanten Erholung an den Aktienmärten kommen.
Die Zeichen dafür sind vielversprechend: Am 9. April setzte Donald Trump die «reziproken» Zölle für die meisten Länder für vorerst 90 Tage aus. Die universellen Zölle von 10% bleiben bestehen. Die Börsen reagierten bereits mit kräftigen Anstiegen: Kurz nach Handelsstart am 10. April stieg der SMI um 8,3% auf 11`785 Punkte. Auch am Devisenmarkt war der Kurswechsel der USA bereits spürbar: Der Schweizer Franken schwächte kurz nach Ankündigung der Zollpause gegenüber dem US-Dollar und dem Euro ab.
Die EU hat am 10. April bereits auf die Zollpause reagiert und angekündigt, die geplanten Gegenzölle auf US-Produkte vorerst nicht in Kraft setzen.
Wie sollten sich Anlegerinnen und Anleger verhalten?
Lassen Sie sich von Volatilität an den Finanzmärkten nicht verunsichern. Die Märkte können aktuell aus gutem Grund sowohl in die eine wie auch in die andere Richtung ausschlagen. In einer solchen Situation bietet Ihre langfristige Strategie einen guten Kompass.
Wir gehen weiterhin von einer Einigung zwischen den USA und Europa im Handelsstreit aus, möchten vor einer Erhöhung des Anlagerisikos aber einen Pfad zu konstruktiven Verhandlungen sehen.
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Dr. Peter Kaste
Chief Investment Officer Swiss Life Wealth Management AG
Dr. Peter Kaste ist Chief Investment Officer bei der Swiss Life Wealth Management AG. Er ist promovierter Physiker, CFA Charterholder, Mitglied der Swiss CFA Society sowie Dozent an der Hochschule Luzern – Wirtschaft. Nach seiner Promotion war Peter Kaste während mehrerer Jahre als Wissenschaftler an der École Polytechnique (Paris) sowie der ETH Zürich tätig. Seit 2006 arbeitet er im Asset Management. Von 2008 bis 2023 baute er das Quantitative-Research-Team von Swiss Life Asset Managers auf und leitete dieses. Seit 2024 leitet er als Chief Investment Officer das Investment-Team von Swiss Life Wealth Managers.
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