Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat den Leitzins 2024 viermal gesenkt, zuletzt am 12. Dezember auf 0,5%. Die Leitzinssenkungen wirken sich auf unseren Alltag aus – ganz egal, ob Sie Geld anlegen oder sparen, ein Eigenheim besitzen oder zur Miete leben.
Viermal jährlich beurteilt die Schweizerische Nationalbank (SNB) die geldpolitische Lage in der Schweiz und entscheidet dann, welche Massnahmen sie als Notenbank ergreift. Prominentester Schritt ist jeweils die Anpassung der Leitzinsen – nach oben, oder nach unten. 2024 hat die SNB die Leitzinsen bei jeder Lagebeurteilung gesenkt, teilweise überraschend. Was bedeutet die letzte Leitzinssenkung vom 12. Dezember 2024 für Sie?
Wer spart, verliert
Der Anreiz, zu sparen, wird mit jeder Leitzinssenkung kleiner. Denn sinkende Leitzinsen führen auch zu niedrigeren Sparzinsen. Je nachdem, wie hoch die Inflationsrate ausfällt, verlieren Sparerinnen und Sparer unter Umständen sogar an Kaufkraft, wenn die Zinsen tiefer sind als die Inflationsrate.
Anlegerinnen und Anleger können profitieren
Wer Geld anlegt, kann von den sinkenden Leitzinsen in der Schweiz profitieren. Schliesslich bedeuten tiefe Zinsen auch bessere Konjunkturaussichten – je nach Anlageklasse, profitieren Anlegerinnen und Anleger stärker:
- Aktienmarkt: Die Aussichten auf dem Aktienmarkt sind nach Leitzinssenkungen tendenziell positiv, da niedrigere Zinsen oft zu höheren Unternehmensbewertungen und zu niedrigeren Finanzierungskosten der Unternehmen führen.
- Obligationen: Wer bereits Obligationen besitzt, profitiert von Zinssenkungen durch Wertsteigerung seiner bestehenden Obligationenanlagen. Die zukünftig erzielbare Rendite von Obligationen sinkt hingegen.
- Immobilieninvestments: Auch bei Immobilienanlagen zeichnet sich ein positives Bild, da günstigere Finanzierungskosten die Nachfrage nach Immobilien erhöhen können.
- Edelmetall: Edelmetall wie Gold, Silber oder Platin wird attraktiver – denn Edelmetall trägt keine Zinsen, der Opportunitätsverlust gegenüber festverzinslichen Anlagen sinkt bei einer Leitzinssenkung also auch.
Wer ein Eigenheim besitzt, sollte die richtige Hypothek gewählt haben
Ob Sie von den Leitzinssenkungen profitieren können, wenn Sie Besitzerin oder Besitzer eines Eigenheims sind, hängt in erster Linie davon ab, welche Art von Hypothek Sie abgeschlossen haben:
- Variable Hypotheken: Die Zinskosten sinken, da sie meist an den Leitzins gekoppelt sind.
Festverzinsliche Hypotheken: Bestandshypotheken bleiben unverändert, sofern keine Umschuldung vorgenommen wird. Wer eine neue festverzinsliche Hypothek abschliesst, kann profitieren, da die Banken niedrigere Zinsen anbieten können. - Libor-/SARON-Hypothek: Wer über eine Libor-/SARON-Hypothek verfügt, kann sich glücklich schätzen. Denn diese Hypothekenformen sind an kurzfristige Zinssätze gebunden, die stark mit dem Leitzins korrelieren.
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Sie mieten? Referenzzinssatz und Leitzins bewegen sich nicht gleich
Relevant für Mieterinnen und Mieter ist der hypothekarische Referenzzinssatz. Dieser bewegt sich jedoch nicht gleich schnell wie der Leitzins und hängt von der Höhe und der Menge der Hypothekarkredite, die die Schweizer Banken vergeben, ab. Weil auch die festverzinslichen Hypotheken für den Referenzzinssatz relevant sind, widerspiegelt er Leitzinssenkungen oder -erhöhungen nur indirekt und mit einer gewissen Verzögerung.
Nicht verwechseln: Leitzins und Referenzzins
Der Leitzins wird weltweit von den Zentralbanken (in der Schweiz von der Schweizerischen Nationalbank SNB) festgelegt und im Rahmen der Geldpolitik regelmässig angepasst, zum Beispiel um der Inflation entgegenzuwirken. Er ist entscheidend dafür, zu welchem Zinssatz die Zentralbanken Geld an die Geschäftsbanken verleihen. So beeinflusst er natürlich auch die Zinssätze, welche die Banken wiederum an ihre Kundinnen und Kunden weitergeben. Der Referenzzinssatz hingegen wird vierteljährlich durch das Bundesamt für Wohnungswesen BWO publiziert und wird nur indirekt und meist stark verzögert vom Leitzins beeinflusst. Bei einer Leitzinssenkung bezahlen Mieterinnen und Mieter also nicht automatisch auch weniger Miete.
Individuelle Finanzplanung ist entscheidend
Inwiefern die Leitzinssenkungen Sie beeinflussen, hängt davon ab, welche finanziellen Entscheidungen Sie getroffen haben. Fakt ist jedoch: Sparen lohnt sich bei diesen Entwicklungen immer weniger, ganz egal, in welchem Lebensabschnitt Sie sich befinden. Je stärker die Leitzinsen in der Schweiz sinken, desto attraktiver wird es, sich mit dem Thema Geldanlage zu befassen – auch mit mittel- oder kurzfristigem Anlagehorizont.
Dr. Peter Kaste
Chief Investment Officer Swiss Life Wealth Management AG
Dr. Peter Kaste ist Chief Investment Officer bei der Swiss Life Wealth Management AG. Er ist promovierter Physiker, CFA Charterholder, Mitglied der Swiss CFA Society sowie Dozent an der Hochschule Luzern – Wirtschaft. Nach seiner Promotion war Peter Kaste während mehrerer Jahre als Wissenschaftler an der École Polytechnique (Paris) sowie der ETH Zürich tätig. Seit 2006 arbeitet er im Asset Management. Von 2008 bis 2023 baute er das Quantitative-Research-Team von Swiss Life Asset Managers auf und leitete dieses. Seit 2024 leitet er als Chief Investment Officer das Investment-Team von Swiss Life Wealth Managers.